REGENSBURG

Vom Immerwährenden Reichstag zur Geschichtsfälschung

Ölgemälde Napoleons vor Regensburg des Augenzeugen Albrecht Adam. Trümmer stürzten von den Häusern herab, der Aufenthalt auf den Straßen war lebensgefährlich. Plötzlich durchschlug eine Haubitzgranate am Nachmittag das Dach der Scheune des Frauenklosters Sankt Klara und landete im Stroh. Binnen weniger Minuten entstand ein verheerender Brand, der im Lauf der kommenden Stunden auf die umliegenden Häuser übergriff.
Der Maler Albrecht Adam, der sich zu dieser Zeit außerhalb der Stadt aufhielt, schilderte den Anblick aus der Ferne: "Bald zeigten hohe Rauchsäulen und auflodernde Flammen die Wirkungen. Es brannte beinahe gleichzeitig in zwei verschiedenen Richtungen und bei der herrschenden Windstille stieg der Rauch in rötlich-grauen Säulen himmelhoch schauerlich-majestätisch empor. Da ich das alles gleichsam vor meinen Füßen vor sich gehen sah und ein Plätzchen fand, wo ich ungestört zeichnen konnte, packte ich sogar meine Farben aus und entwarf an Ort und Stelle ein Aquarell von dem brennenden Regensburg."
Auf Grundlage des vor Ort entstandenen Aquarells fertigte Adam später (1840) drei großformatige Ölgemälde an. Das Original eines dieser Bilder befindet sich heute im Historischen Museum von Regensburg, das sich in jenem Stadtteil befindet, der durch die Beschießung völlig zerstört wurde.
Während die Vorbereitungen zum Sturm auf Hochtouren liefen, ritten Napoleon und Marschall Lannes gegen zwei Uhr am Nachmittag von der Anhöhe zwei Kilometer bis dicht an die Mauern Regensburgs heran, um sich ein Bild der Lage zu machen. In der Nähe der ­Breschebatterie stiegen die beiden befreundeten Männer vom Pferd und bestiegen eine kleine Anhöhe, wo sie mit den befehlshabenden Offizieren sprachen. Dann nahmen sie eine Mittagsbrotzeit ein. Man scherzte, denn die Stimmung war in ­Erwartung eines bevorstehenden Sieges heiter und ausgelassen. In diesem Moment brachte ein auf der Stadtmauer stehender österreichischer Soldat sein Gewehr in Anschlag, drückte den Abzug und traf – Napoleon.

Die Verwundung Napoleons

Wer auf den Spuren der Geschichte den genauen Schauplatz der Verwundung Napoleons aufsuchen möchte, beginnt seinen Weg am besten beim Regensburger Hauptbahnhof und geht über die Maximilianstraße 200 Meter geradeaus. Dort befindet sich auf der rechten Seite eine freistehende Telefonsäule ohne Überdachung. Von dort biegt ein Fußweg nach rechts ab, an dem sich nach wenigen Metern links ein stattlicher Ahornbaum mit einem in zehn Metern Höhe eingewachsenen Herz befindet. Es ist genau die Stelle, an der Napoleon und Marschall Lannes standen.
Wäre es möglich, wie in dem Kino-Klassiker Matrix vom Gehweg aus von der Telefonsäule den Hörer abzunehmen, dann spurlos zu verschwinden und sich, abweichend vom Film der Wachowski-Geschwister, nicht auf einem Hovercraft, sondern unsichtbar an derselben Stelle am 23. April 1809 nachmittags kurz nach 14 Uhr wiederzufinden, so wäre Folgendes zu beobachten gewesen: Napoleon fühlte, als ihn die Bleikugel am rechten Fuß streifte, einen so heftigen Schmerz, dass er sich nicht mehr aufrecht halten konnte und auf Marschall Lannes stützen musste.